Ist dieser Schmuck verrückt?
Viele Menschen kann man an den Augen ablesen, wenn sie einen Laden, wie den der Gabriellis betreten, Sie halten das meiste für verrückt, was dort angeboten wird. Aber sie gehören zu den Menschen, die wenigsten den Mut und die Neugier, vielleicht sogar die Sensibilität aufbringen, sich auf etwas einzulassen, was sie nicht sofort verstehen. Die anderen gehen überhaupt nur kopfschüttelnd vorbei.
Was ist es nun, was an diesem Ort so anders ist als in vielen anderen Geschäften, die ebenfalls Schmuck anbieten? Die Sache ist, wie viele einfache Dinge, so einfach nicht.
Natürlich sind die Gabriellis verrückt! Aber dies, so meine ich, in einem sehr positiven Sinne. Sie sind nämlich aus der Reihe des Einheitsbreis herausgerückt und dies auf eine sehr persönliche Weise. Damit sind sie zugleich konservativ und modern. Konservativ, weil sie an der Tradition des Handwerks festhalten, dass ein Gegenstand sauber und fachgerecht gemacht sein soll. Modern, weil sie stets bemüht sind, über das bisher gedachte und gemachte hinauszugehen. Josef Gabrielli hat nie aufgegeben, seine persönlichen Vorstellungen und Bilder in seine Arbeit zu übertragen. Diesem Beispiel folgt seine Tochter, weil sie wie er erkannt hat, dass etwas Neues nur entsteht, wenn es an eine persönliche Vorstellung gebunden bleibt. Deshalb Folgen sind nicht einer Laune des Marktes, sondern ihrer eigenen Sicht von der Welt.
Es ist nämlich nicht so, dass zwei Menschen, die auf einem Berg stehen das gleiche sehen. Das äußere Bild ist identisch aber die innere Sicht von den Dingen – und das ist was die Kreativität des Einzelnen beeinflusst und ihn treibt das zu tun was er tut – dieser Sicht bleibt dem Außenstehenden weitesgehend verbogen. Nun werden einige sagen: „Kein Wunder, dass ich nicht verstehe was dort an Schmuck liegt.“ Aber das ist kurz gedacht und falsch, denn Gabriella’s lassen jeden bereitwillig an ihrem Leben teilhaben, in dem sie offen und ehrlich durch ihre Dinge zeigen wer und wie sie sind.
Diese Arbeiten sind geronnenes Leben und liegen offen vor dem Betrachter. Aus diesem Grund sind sie modern dance sie entstehen hier und heute von Menschen gemacht, die sich nicht hinter der Tradition verbergen, sondern genau zeigen, dass sie es sind, die zu diesen Dingen gefunden haben, aus der Erfahrung ihres Lebens und aus der täglichen Überwindung, ihr innerstes in den Formen ihre Arbeit im Publikum zu zeigen.
Wer also nur etwas Interesse für diese Welt mitbringt, dem wäre denn der Scharm, die Ehrlichkeit, die handwerkliche Besonderheit, die Modernität und die Verrücktheit dieser Gegenstände das verstehen leicht machen.
Alexander Zickendraht,
Hanau im September 1990